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SYMBOLBILD Wasserrecycling in Jenfeld.

Abwasser neu denken

Der HAMBURG WATER Cycle trennt Regenwasser, Schwarzwasser und Grauwasser am Entstehungsort – und erprobt damit einen neuen Umgang mit der Ressource Wasser.

Dass das Wasserbewusstsein in Hamburg wächst, lässt sich bereits an vielen Dächern und Fassaden der Hansestadt erkennen: Hamburg wird noch grüner und wir sorgen als Lösungspartner der Stadt dafür, dass kühlendes Regenwasser dort gehalten wird, wo es besonders an heißen Tagen gebraucht wird.

Neben den Prinzipien der Schwammstadt entwickeln wir mit dem HAMBURG WATER Cycle seit 2005 auch einen anderen Baustein im klimaresilienten, urbanen Wasserkreislauf: die konsequente Trennung der Stoffströme für eine kreislauforientierte Abwasserwirtschaft.

Jeder Tropfen zählt HAMBURG WATER Cycle

Der HAMBURG WATER Cycle trennt Abwasserströme nach ihren Eigenschaften, um sie ökologisch sinnvoll vor Ort zu verwerten. Das Prinzip umfasst drei Kreisläufe.

Regenwasser

wird zur Bewässerung, Versickerung oder Verdunstung genutzt. Gut für Klima und Grundwasser.

Grauwasser

aus Dusche oder Waschmaschine wird so aufbereitet, dass es als Brauchwasser genutzt werden kann.

Schwarzwasser

aus der Toilette steckt noch voll mit Energie und Nährstoffen. Heraus kommen Strom oder Wärme.

Mülltrennung beim Abwasser

Das Prinzip des HAMBURG WATER Cycle (HWC) ähnelt der häuslichen Mülltrennung: Während in konventionellen Abwassersystemen maximal Regenwasser und Abwasser getrennt werden, geht der HWC noch einen Schritt weiter. Neben Regenwasser und dem Abwasser aus der Toilette (Schwarzwasser) wird auch das Grauwasser aus Küche, Bad und Waschmaschine in einem eigenen Stoffstrom erfasst und behandelt.

Infografik "Die drei Kreisläufe des HAMBURG WATER Cycle": "Regenwasserkreislauf" mit Trinkwassergewinnung aus Grundwasser; "Grauwasserkreislauf" mit Aufbereitung von Haushaltsabwässern (Dusche, Waschmaschine, Spüle) zu Brauchwasser (Blumenbewässerung, Toliettenspülung); "Schwarzwasserkreislauf" mit Energiegewinnung aus Fäkalien.
Die drei Kreisläufe des HAMBURG WATER Cycle (Grafik: Screenmakers / HW)

Wasserbedarf sinkt um mindestens 30 Prozent

Im Wohnquartier Jenfelder Au, wo der neue Wasserkreislauf das erste Mal im großen Maßstab erprobt wird, kann der Wasserbedarf so um mindestens 30 Prozent gesenkt werden:  Denn Fäkalien werden nicht gemeinsam mit Spülwasser zum Klärwerk geleitet, sondern über Unterdrucktoiletten in einem Unterdrucksystem zu einer Biogasanlage im Quartier befördert. Das spart rund ein Viertel des täglichen Wasserbedarfs im Haushalt und schafft grüne Strom- und Wärmeenergie für den Betriebshof und die Nachbarschaft.

Während sich das Prinzip der Energiegewinnung aus Abwasser bereits im großen Maßstab in unserem Klärwerk bewährt hat, gehen wir mit der Grauwasseraufbereitung neue Wege: Wasser aus der Dusche, der Waschmaschine oder Spüle wird so aufbereitet, dass es als Brauchwasser wiederverwendet werden kann, etwa als Toilettenspülwasser oder für die Bewässerung des Gartens.

Auch beim Umgang mit Regenwasser orientiert sich der HAMBURG WATER Cycle am natürlichen Kreislauf und dem Schwammstadtprinzip:  Niederschläge sollen möglichst naturnah und vor Ort bewirtschaftet werden. So kommt Regenwasser beispielsweise Grünflächen zu Gute, wird in Teichen zurückgehalten und verdunstet, versickert über Mulden oder wird in nahegelegene Gewässer geleitet.

Neue Wasserquelle für Gründächer und Co.

Das Konzept bietet einen ganzheitlichen Ansatz indem die Infrastrukturbereiche Wasser und Energie als ineinandergreifende und sich ergänzende Aufgabenfelder betrachtet. Das schont die Ressource Trinkwasser und hilft gleichzeitig, das anfallende Abwasser zur Energiegewinnung zu nutzen. Auf diese Weise werden Stoffkreisläufe im direkten Wohnumfeld geschlossen.

Je nach Rahmenbedingungen können solche Konzepte kommunalen Wasserversorgern in ganz Deutschland helfen, etwa bei der Vorbeugung von Nutzungskonflikten. Denn gerade im Falle längerer Trockenzeiten im Sommer steigt der Trinkwasserbedarf phasenweise massiv an. Gut 63 Prozent des häuslichen Wasserbedarfs sind saisonabhängig. Mit der Zunahme an begrünten Dächern und Fassaden in der Stadt wird die Nachfrage im Sommer weiter ansteigen, der Druck auf Versorgungssysteme und Grundwasserressourcen steigt.

Tiefer einsteigen Weitere Infos

Sie wollen mehr über die einzelnen Stoffkreisläufe erfahren? Hier zeigen wir im Einzelnen was hinter der Nutzung von Regenwasser, Grauwasser und Schwarzwasser im HWC steckt.

Aufbereitung von Grauwasser

Für die Aufbereitung von Grauwasser haben wir ein Verfahren weiterentwickelt, welches enthaltene Verschmutzungen und Schadstoffe zuverlässig entfernt.

Recycling von Grauwasser

Schwarzwasser

Mit Unterdruck gelangen Fäkalien im HWC direkt zur Biogasanlage. Heraus kommt grüner Strom und Wärme für den Betriebshof und die Nachbarschaft.

Energie aus Schwarzwasser
asd

Regenwasser

Gründächer, Mulden und weitere Maßnahmen entlasten das Sielnetz und halten Wasser in der Stadt.

Prinzip Schwammstadt

Rundgang durch die Jenfelder Au

Die Jenfelder Au wird das erste Wohnquartier Hamburgs sein, in dem alle bereits entstandenen und neu entstehenden Häuser an den HAMBURG WATER Cycle angeschlossen sind.

Luftbild des Wohnquartiers Jenfelder Au
Auf einem 35 Hektar großen ehemaligen Kasernenareal ist ein Quartier mit Weitblick entstanden (Foto: Ulrich Perrey / HW)

Die Realisierung  im Quartier ist in dieser Dimension europaweit bislang das erste Reallabor und damit ein wertvoller Praxistest, der für zukünftige Stadtentwicklung und Daseinsvorsorge Impulse gibt.

In unserem virtuellen Rundgang, der gemeinsam mit der Bauhaus Universität Weimar entstanden ist, geben wir einen lebendigen Einblick in das Quartier und Hintergrundinformationen zu den hier verwirklichten Prinzipien des HWC.

HWC zum Anfassen

Der HAMBURG WATER Cycle wird auch im Gut Karlshöhe erfahrbar.

Vakuumtoilette, äußerlich nich von einer "normalen" Toilette zu unterscheiden.
Auf dem Gut lässt sich auch eine der Vakuumtoiletten ausprobieren, mit dem Fäkalien ohne viel Spülwasser zur Energieverwertung rauschen (Foto: Ole Braukmann / HW)

Der neun Hektar große Umwelterlebnispark der Hamburger Klimaschutzstiftung dient als Demonstrationsanlage des HAMBURG WATER Cycle und zeigt in Theorie und Praxis die Richtung, in die sich die neuartige Entwässerung entwickeln kann. Hier wurde der HWC das werste Mal im kleinen Maßstab umgesetzt:.

Außerdem können Sie eine Pflanzenkläranlage zur Grauwasserreinigung besichtigen oder mehr zum Umgang mit dem Regenwasser als Ressource des häuslichen Wasserbedarfs erfahren.

Broschüren, Handbücher & weitere Informationen Fachinformationen

HWC Broschüre

Informationen zum Prinzip zum Projektstart an der Jenfelder Au

Handbuch zur Unterdrucktechnik

Aktualisierte Fassung vom Juli 2019

Publikationsliste

Auflistung von Veröffentlichungen, die das Konzept aus verschiedenen Blickwinkeln präsentieren.